Ehrenamtliche Igelstation im Herzen Niederbayerns

Sachkundenachweis §11

2022 Preisträger des bayerischen Tierschutz-Sonderpreis

Wir legen bei der Beratung großen Wert auf Diagnostik und eine schnelle Wiederauswilderung

NEWS

Die Igelstation Otzing wurde mit sofortiger Wirkung aufgelöst.

Knapp 5000 Igel in 7 Jahren Igelstation – doch muss ich mitteilen, dass ich meine Arbeit mit sofortiger Wirkung einstelle und die Igelstation Otzing schließe.
Keinesfalls fällt mir diese Entscheidung leicht, jedoch ist dieser Schritt unumgänglich.
Bereits vor einem Jahr ist eines unserer Hauptmitglieder aus privaten Gründen ausgefallen, und ich bin seither alleine verantwortlich für die Station – gleichzeitig schließen andere Pflegestellen rundherum, und die Anruferzahlen sowie Igelnotfälle steigen.
Neben Familie, Vollzeitjob im Krankenhaus und Privatleben ist das schlichtweg auf Dauer nicht machbar.
Täglich investierte ich bis zu fünf Stunden nach der Frühschicht in die Versorgung der Patienten, Erstversorgungen sowie die Reinigung der Boxen und der Station – ein so hoher Arbeitsaufwand, der eine enorme Belastung darstellte und auch den Spaß an der Aufgabe schwinden ließ.
Ein ebenso großes und psychisch sehr belastendes Thema ist die immer weiter steigende, teils endlose Erwartungshaltung vieler Finder:
Man solle doch 24 Stunden erreichbar sein – sieben Tage die Woche, immer sofort die perfekte Lösung parat haben, am besten mit Abholservice.
Antwortet man nicht direkt mit der perfekten Lösung, werden Finder unverschämt, unfreundlich – nicht selten wird gedroht oder man sogar beschimpft.
Tagelang wird man mit Nachrichten bombardiert – man solle doch einen Igel abholen: „Man hat sich das Ehrenamt schließlich ausgesucht“ – für die 200 km Fahrstrecke sei man ja schließlich bereit, fünf Euro zu spenden.
An der Haustüre sagt man mir: „Ach, da kann ich ja den falschen Namen und die falsche Adresse angeben, dann muss ich die Igel nicht mehr abholen“ – und diskutiert, weil man nicht bereit ist, trotz voller Belegung der Igelstation, selbst zu päppeln.
Auf der eigenen Facebook-Seite stellt man sich aber als großer Igelretter dar. Die Arbeit kann ja jemand anderes machen.
Zu vereinbarten Abholterminen erscheint man entweder gar nicht oder eine Stunde zu spät – auf die Frage, wo man bleibt, bekommt man die Antwort: „Ich schau halt nicht ständig auf die Uhr.“ Ob ich Termine habe oder warte, ist dabei völlig egal.
Finder sind nicht einmal bereit, den verletzten Igel für ein paar Stunden ins Haus zu holen. Wenn er dann voll mit Fliegeneiern ist und es Stunden dauert, diese abzusammeln, hat man ihn längst bei der Station abgegeben.
Man entwirft Flyer, die auf die Gefahren im Garten hinweisen, und spricht mit den Menschen – und in der nächsten Saison fährt man täglich an demselben Haus vorbei, und wieder hängen die Vogelnetze bis zum Boden. Verfängt sich ein Igel, kann man den ja bequem in der Igelstation abgeben – kümmern können sich dann die anderen.
Auch der Hinweis, auf unsere Homepage zu schauen, wird in 9 von 10 Fällen ignoriert – man kann ja alle Fragen einzeln per WhatsApp stellen, ist ja viel einfacher.
Den ganzen Tag verbringen Menschen mit dem Surfen im Internet – aber zwei Minuten, um sich auf der Website zu informieren, sind offenbar zu viel.
Statt das Igelkind von der Straße zu retten, sucht man zuerst nach einer Lösung. Als man sie dann gefunden hatte, war das Igelkind bereits überfahren.
Man meldet sich Sonntagmittag wegen Igelkindern mit Madenbefall, die man schon tagelang beobachtet – als man dann eine Lösung anbietet, melden sich die Finder einfach nicht mehr und lassen die Pflegestelle umsonst warten.
Als man die Finder damit konfrontiert, heißt es, wir seien unfreundlich und man würde uns auf keinen Fall weiterempfehlen.
Das sind nur ein paar Beispiele der letzten Zeit.
Man kann es in aller Deutlichkeit sagen: Diesen Ärger hat man bei 80 % der Anrufe.
In der Hochsaison haben wir bis zu 50 Anrufe am Tag – die absolut nicht wertschätzende und unverschämte Art mancher Menschen ist enttäuschend, macht oft traurig, sprachlos und wütend.
Nun steht der Herbst vor der Tür, und auch in diesem Jahr würden wir wieder diese vielen Anfragen bekommen – und auch in diesem Jahr möchten 9 von 10 Findern nicht selbst päppeln. Und auch hierfür hätten wir wieder keine Lösung.
Ich habe keine Energie mehr, stundenlang an der Haustür zu diskutieren, weil die Finder selbst nicht päppeln wollen – die Igel wegen voller Besetzung nicht aufnehmen zu können, mit dem Wissen, dass der Finder ihn nicht richtig versorgen wird oder er im nächsten Graben landet.
Wir alle haben nur eine begrenzte Lebenszeit und sollten diese mit schönen Momenten verbringen – mit der Familie und mit Hobbys, die Spaß machen.
Natürlich denken wir an die vielen Igel, denen wir geholfen und ein zweites Leben ermöglicht haben.
In den sieben Jahren haben wir natürlich auch viele tolle Menschen kennengelernt – Finder, die vollen Einsatz gezeigt haben, Päppler und Auswilderungsstellen, die uns tatkräftig unterstützt haben, sowie Menschen, Vereine und Firmen, die uns mit Geld- und Sachleistungen geholfen haben.
Ein besonderer Dank geht auch an unseren Betreuungstierarzt mit Team, die immer für uns da waren – und an das Veterinäramt Deggendorf.
Unsere Internetseite werden wir weiterhin mit Igel-Content füllen.
Meine Entscheidung steht fest, die Behörden wurden bereits informiert.
Eure Sibille

Das Igeljahr

Frühjahr

Je nach Witterung wachen Igel im April/Mai aus dem Winterschlaf auf

Der Organismus kommt langsam wieder in Fahrt, zuerst trinken die Igel und fangen nach und nach wieder die Nahrungsaufnahme an

Unsere Studien zeigen, dass gesunde Igel im Winterschlag nur etwa 15% des Körpergewichts verlieren

Im späten Frühjahr beginnt dann auch die Paarungszeit

Das Igelmännchen umkreist stundenlang das Weibchen, das laute Grunzen und Schnaupen ist oft lautstark im Garten zu hören

Sommer

Im Sommer schlafen Igel in behelfsmäßigen Nestern, die gut durchlüftet sind

Ist es besonders warm, schlafen Igel im hohen Gras, unter Büschen oder Sträuchern, jedoch immer gut versteckt

Nach einer Trächtigkeitsdauer von ca. 35 Tagen kommen ab ca. Juli die ersten Igelbabys zur Welt

Tagsüber werden diese gesäugt, nachts ist die Igelmutter auf Nahrungssuche

Igelkinder sind Nesthocker und verlassen niemals alleine das Nest

Ab einem Gewicht von ca. 200g unternehmen sie mit der Igelmutter, nachts, die ersten Streifzüge

Mit etwa 350g nabeln sich die Jungigel ab und werden schließlich zum Einzelgänger

Herbst

Das Igeljahr neigt sich langsam dem Ende, die Blätter verfärben sich und die Igel bauen nun komplexe Winterschlafnester

Diese sind gut belüftet, schützen aber vor Regen und Feuchtigkeit, sie sind dazu gut isoliert

Mitte/Ende Oktober gehen zuerst große, ältere Igelmännchen, danach ältere Igelweibchen und zum Schluss die Jungigel in den Winterschlaf

Winter

Fallen die Temperaturen konstant unter 5 Grad , spätestens bei Dauerfrost, sollten nun alle Igel schlafen.

Kein gesunder Igel ist nun noch unterwegs